Kunst erleben – Kunst genießen
Rundgang durch den Skulpturengarten:
Mit mehr als 25 großformatigen Skulpturen und Objekten aus Stein, Holz, Keramik, Glas und Stahl von zwölf zeitgenössischen regionalen, wie auch überregional bekannten Bildhauerinnen und Bildhauern lohnt sich ab dem 14. Mai 2023 ein Spaziergang durch die Open Air Galerie im Gemeindepark in Schweigen-Rechtenbach.
Tom Feritsch
www.tomferitsch.com
„Gefäßformen“, Terrakotta, ca. 56/64 cm, 2014
* 1946 in Freiburg/Brsg.,
lebt und arbeitet in Mannheim mit Atelier in Schriesheim
Ton und Eisen sind die beiden Materialien mit denen Tom Feritsch seine plastischen Werke aufbaut. Beide Materialien sind natürlichen Ursprungs und gehören zu den fundamentalen Materialien des Menschen.Die Erden in ihrer physikalischen und mineralogischen Vielfalt geben dem Material Ton unterschiedlichste Farbigkeiten, die durch das Brennen sichtbar werden.
„Meine archaisch wirkenden Gefäßformen stellen keine Gebrauchsgegenstände dar, sondern sind als künstlerische Artefakte zu verstehen. Sie erinnern an archäologische Funde und Symbole der Menschheitsgeschichte“.
Jean-Marie Ganeval
„Solidad“, chêne rouge, ca. 410 cm, 2014
* 1979 in Antony, Frankreich,
lebt und arbeitet in Neukaledonien
Als aufmerksamer Beobachter der Welt lebt und arbeitet der Künstler seit vielen Jahren im südlichen Pazifik, auf der zu Frankreich gehörenden Inselgruppe Neukaledonien. Es ist der gemeinsame Weg mit den einheimischen Bildhauern dort, der ihn zu seiner bildlichen Sprache geführt hat: Das Suchen nach einer universellen Harmonie und das Brückenbauen zwischen verschiedenen Weltvorstellungen. Denn auch ohne Worte wird alles durch die drei Dimensionen einer Skulptur ausgedrückt.
Jean-Marie apprivoise la matière avec sincérité et invite à un voyage, autour du monde et dans le cœur de chaque être humain.
„Nous sommes différents et aussi très dispersés sur le globe, mais nous sommes tous les enfants de notre mère la terre“.
Christine Hach
„Kleine Schwimmerin“,
hochgebrannter Ton, Glasur 198x50x60 cm, 2024
*1966 in Worms,
freischaffende Künstlerin mit Atelier und Skulpturengarten in Gimbsheim
„Ich arbeite mit Ton und Zeichenkohle und fast immer mit Modell. Viele meiner lebens- bis überlebensgroßen Tonskulpturen und Zeichnungen beschäftigen sich mit Transformationen und greifen oft klassische Figuren wie Daphne, Eva und Sirenenvariationen (als mermaid, Schwimmerin, Taucherin) auf und setzen sie neu um. Wichtig ist mir das Ausreizen von Extrempositionen und das Festhalten einer entscheidenden Bewegung und eines entscheidenden Ausdrucks wie in einer eingefrorenen Tanzbewegung.
Anatomische Richtigkeit ist mir völlig egal, es geht mir nicht um ein perfektes Körperideal, sondern um einen oft spielerischen Umgang mit dem Körper an sich, der extreme Verkürzungen, Streckungen und Gummiknochen einfach gut verträgt. Schön finde ich, wenn die Skulpturen trotz der enormen Materialschwere tänzerisch, schwebend und leicht wirken und extreme Bewegung mit Statik vereinbart wird. Mein Material ist grob schamottierter Ton, den ich sehr hoch brenne.
Jeanluc Hattemer
„Empreinte 2“, Sandstein, 120×18 cm, 2024
*1960, lebt und arbeitet in Bouxwiller (F)
Les pratiques de la taille directe, la copie et la confrontation avec les monuments, tels les calvaires champêtres et souvent des hiérophanies, ont nourri son travail de recherches artistiques personnelles et posé un équilibre fragile entre le tâcheron, le sculpteur et l’artiste. « J’ai envie de poser une main dans la pierre, sur le chemin. Une main signe, une empreinte sculptée dans un disque, un tambour. Une main qui touche pour vérifier et caresser la peau de la pierre, qui invite le passant à poser la sienne dessus, dedans pour participer, saluer.
„Es ist die Begegnung mit Denkmälern und deren Restaurierung, die den Künstler zu seiner Arbeitsweise inspirieren – das Gleichgewicht zwischen traditionellem Handwerk, Bildhauerei und Kunst.
In der Ausstellung begegnet der Besucher dem Diskus aus Stein. Diese universelle Form und die eingekerbte Hand laden zum Innehalten ein, um die Oberfläche, die Haut des Steines zu berühren”.
Dominique Haettel
„Brognes“, Gips, Kalk, Installation – Nature Art , 2024
facebook / dominique haettel
*1959 in Strasbourg,
freischaffender Künstler in Schweighouse s.M. (F)
„Meine künstlerische Arbeit konzentriert sich auf die Beziehung des Menschen zu sich selbst und seinen Blick auf die Welt. Dabei entstehen witzige, manchmal sarkastische Objekte, die uns auf poetische und humorvolle Weise auf die Ambivalenz des Schönen, des Hässlichen und Skurrilen anspricht.
„Brognes“ sind Ausstülpungen an der Rinde von Bäumen. Die „Brognes“, die ich hier in die toten Stämme eingefügt habe, sind Artefakte aus Gips und Kalk. Mit diesen vergänglichen Objekten knüpfe ich an die „nature art“ und unsere vitale Verbindung zur Natur an“.
Certaines espèces de protubérances sur l’écorce des arbres sont appelés „Brognes“. Celles que j’ai insérées ici dans les troncs morts sont des artefacts en plâtre et chaux. Leur aspect tortueux et en forme de visage renvoie à notre lien vital avec la nature».
Mon imaginaire s’exprime dans un langage plastique singulier qui nous interpelle de manière sensible, poétique et humoristique sur notre relation au vivant.
Jürgen Heinz
„Moving Clouds“, Federedelstahl /Stahl lackiert, 340x150x80 cm, 2018
www.atelier-juergenheinz.de/
*1969, lebt in Darmstadt,
seit 1997 freischaffender Metallbildhauer mit Atelier in Lorsch
Jürgen Heinz arbeitet mit Stahl. Bewegung bestimmt sein künstlerisches Schaffen. Mit seinen „Moving Sculptures“ überschreitet er die unüberwindbar scheinende Kluft zwischen archaischem, schwerem Stahl und sanfter Bewegung.
Virtuos spielt er mit Gewicht und Form, Harmonien und Kontrasten, Gravitation und Schwerelosigkeit.
Ein leichter Impuls, ein Windhauch bringt die Plastik zum Schwingen und weckt ihre Lebendigkeit. Indem er schweren Stahl als flexible Masse inszeniert, hat Jürgen Heinz der Natur des Materials eine Staunen machende Facette hinzugefügt. Kunstkritiker und – vermittler Dr. Roland Held sagt: „Die Bewegung, die das Kunstwerk dann vollführt, scheinbar selbsttätig, hat etwas Gleichmäßiges, Beruhigendes, zugleich Dynamisches und Sanftes, womöglich Meditatives oder Hypnotisches. Jürgen Heinz schafft Gegenstände für den sinnlichen, seelischen, geistigen Gebrauch.“
Christiane Kiefer
„Wächterinnen und Wächter – oder der Freund in mir“,
Keramik, Holz, Metall, 120-140 cm, 2023/24
www.christianekiefer.de
*967, freischaffende Künstlerin, Kunst,- Spiel,-Körper- und Ayurveda Therapeutin, lebt und arbeitet in Karlsruhe
„Plastizieren mit Ton- formen, gestalten, Ideen nachgehen, Material aufbauen oder abtragen, schnell und im reduzierten Ausdruck oder intensiv und im langen Prozess den Proportionen nachgehen, sich mit ihnen auseinandersetzen und doch den ganz eigenen Ausdruck zulassen – die Auseinandersetzung mit Körpern, Gesichtern, Emotionen, Ausdruck und der damit verbundenen Schönheit zeigen sich im Prozess. Nicht selten verbinde ich sie mit anderen Materialien, wie Holz und Metall.
Berührung, sich berühren lassen, berührt sein…davon sprechen meine Skulpturen. Die Werke entstehen im Moment und dennoch zeigen sie sich zeitlos, berühren in jedem Betrachter etwas anderes. In diesem Spiel sind die Wächterinnen und Wächter entstanden, zeigen sie doch unsere eigene Endlichkeit, die Vergänglichkeit durch die Wahl der unterschiedlichen Materialien, stehen für manche als Beschützer, für andere als Freund an der Seite, für andere als Freund in sich selbst. Lassen Sie sich berühren….!“
Gabriele Köbler
„Marleen & Pierre“, sitzende Figuren lebensgroß
Feinbeton, Auflage 5, 2023
www.gabriele-koebler.de
*1963 in Ludwigshafen,
seit 2004 freischaffende Künstlerin mit Atelier in Haßloch/Pfalz
„Ob Unikat oder Figuren in kleinen Auflagen, ob lebensgroße Figuren oder kleine Büsten – die Vorgehensweise ist bei all meinen Betonfiguren gleich: Modelliert werden sie zunächst in Ton.
Der Modellierprozess dauert je nach Größe Tage bis Wochen und um letztendlich zu einer Betonplastik zu gelangen ist eine Abformung notwendig. Die Negativform wird von Innen mit der Feinbetonmischung 2-3 cm dick beschichtet. Nach der Verbindung der Teile sowie der Durchhärtung werden die Formteile entfernt und die abschließenden Arbeitsschritte sind nun möglich.
Die daraus entstandenen Betonplastiken haben mit der materialbedingten Farbe nun einen ganz eigenen Charakter, den ich entweder mit leichten Lasuren herausarbeite oder – wie bei den Figuren in Schweigen-Rechtenbach – in Mischtönen, die für meine Arbeiten typisch sind, bemale. Die lebensgroßen, auf den ersten Blick echt wirkenden Figuren führen in der Regel zu Interaktionen oder auch Irritationen, die zur Vielfalt der Betrachtungsweisen eines Skulpturenparks beitragen.
Stephan Müller
„Musik I+II“, Lärche gesägt /Stahl, je 150x40x40, 2021
www.ateliermueller-rodalben.de
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*1971, seit 1994 freischaffender Künstler mit Atelier in Rodalben
Holz ist die Materie mit der sich Stephan Müller vorrangig beschäftigt. Erkennbar ist das Anliegen des Künstlers, den Eigensinn des Holzstammes und die Eigenart des Holzes zu beachten, zu schätzen und zu nutzen. Er lässt der Natur ihre Würde. Andererseits ist es jedoch auch ein Arbeiten gegen das Natürliche, gegen die Natur. Das ist Metamorphose. Und ebenso ist es ein Weiterleben des gewachsenen Naturstoffes, bereichert mit einem Stück Seele und einer Portion Geist des Künstlers. Das ist kultivierte Natur.
Im Vordergrund steht für Stephan Müller eine Dynamik des Auswägens, ein Spiel mit dem Gleichgewicht. Es gilt instabile Zustände ins Lot zu bringen, denn seine Skulpturen verlangen den Stand. Mit der Motorsäge, setzt er seine Spuren, kontrolliert, konzentriert. Der Kopf hat die Hand, die Hand die Maschine im Griff. Die Spuren: Kraftlinien, hart und kantig. Der feine, glatte Schnitt ist nicht sein Ding. Bewusst erhält er die Abdrucke der Bearbeitung, auch wenn dadurch zuweilen der Eindruck des Unfertigen entsteht. Die Verletzungen die er setzt, darf man sehen. Gedanken von Dr. Hubert Portz
Martin Schöneich
„D-4-03“, Stahl geschweißt, 185x150x120 cm, 2003
www.martin-schoeneich.de
*1955 in Grünstadt, seit 1985 freischaffender Bildhauer und Grafiker mit Atelier in Vorderweidenthal
Landschaft als Kunstraum: Die Arbeiten von Martin Schöneich schmiegen sich ein in Wiesen und Hügel, krönen Berge und Plätze und tänzeln über Täler. Sie ragen heraus in unserer Region und mittlerweile in ganz Europa. Denkmäler, Mahnmäler, Skulpturen in kraftvoller Dynamik, in wuchtigen Ringen und in schwungvollen Rotationen prägen wirkungsstark die Landschaft.
„In meinen Arbeiten geht es mir um Bewegung und Ruhe, Offenheit und Geschlossenheit, Leichtigkeit und Schwere, Schweben und Lasten, sich strecken oder sich ducken, Vor-und Zurücktreten, es geht um Positiv und Negativ, hart und weich, glatt und rau, um Größe und vor allem um Raum. Diese Seins-Zustände sind oder korrespondieren mit Gefühlszuständen, mit Empfindungen und Erfahrungen, sowohl individuelle wie kollektive. Meine stilistischen Merkmale sind die raumgreifenden, asymmetrischen, diagonal oder zentrifugal aus der Mitte der Arbeiten herausragenden Vierkantstäbe und Bögen.
Ich arbeite mit nahezu allen Materialien und Werkstoffen die für die plastische Realisierung geeignet sind. Mit meinen 3D Simulationen spiele ich die komplexen formalen Gegebenheiten und Bedingungen für meine Skulpturen durch.“
Carmen Stahlschmidt
„Rheinschwimmerin“, Terrakotta, 140 cm, 2023
www.carmen-stahlschmidt.de/
*1956 in Trier, freischaffende Künstlerin mit Atelier in Oppenheim
Carmen Stahlschmidt arbeitet im Bereich Skulptur und Zeichnung. Tierisches und Menschliches, auch Pflanzlich-Organisches ist häufig wie untrennbar miteinander verwoben.
In ihrer figurativen Bildhauerei mit ihren rauen, strukturierten Oberflächen, zeigt sie den Menschen mit seinen Emotionen, seiner Schönheit und Verletzlichkeit, seinen Träumen und seinem Ringen mit der Realität.
„Meine Plastiken sind hohl aufgebaute, gebrannte Terrakotta. Diese Technik habe ich von Eberhard Linke erlernt, dessen Atelier (Eberhard & Barbara Linke-Stiftung) ich seit 2013 leite.
In der Zeichnerei ist die Schwarzmine mein bevorzugtes Werkzeug, mit sparsamem Einsatz von Farbe. Ich bezeichne damit Papier in relativ großen Formaten. Für die Zeichnungen auf Stoff- oder Polyesterfahnen benutze ich schwarze Tusche, manchmal kommt eine spezielle Stofffarbe dazu.
Hauptthema in beiden Bereichen sind Mensch, Tier, Pflanzliches. In meinen Zeichnungen geht es mir nicht um eine naturalistische Wiedergabe, sondern um Veränderung der Form, die dadurch eigene Assoziationen beim Macher und Betrachter entstehen lässt.“
Ralf Stöhr
„Goldenes Boot“, Fichtenleimholz geschwärzt
280x40x20 cm, 2017
holzart-kandel.de
*1968 in Pforzheim, seit 2015 tätig als Holz-Künstler in Kandel
„Ursprünglich war das Boot ein Balken des Besucherpavillons, der anlässlich der Karlsruher 300-Jahr-Feier im Schlossgarten errichtet und danach wieder abgebaut wurde.
Wie bei fast allen meinen Werken entstand der Titel erst im Arbeitsprozess. Beim Aushöhlen des Balkens, ähnlich wie bei den Booten der indigenen Völker am Amazonas, entstand der Bezug zu einem Boot und die Assoziationen dazu: Die Luxus-Yacht als Statussymbol der Reichen wird durch die goldene Innenseite symbolisiert. Den Gedanken an Frachtschiffe oder Fischerboote, schmutziger und zweckmäßig in der Form, habe ich in der schwarzen Außenansicht umgesetzt. Das leicht verspielte in der Form lässt an alte Segelschiffe denken. Der Riss im Boden soll an die vielen Menschen erinnern, die in alte überfüllte Boote steigen, mit der Hoffnung auf eine bessere Welt am Ende einer ungewissen Reise.“