Kunst erleben – Kunst genießen
Rundgang durch den Skulpturengarten:
Mit mehr als 30 großformatigen Skulpturen und Objekten aus Stein, Holz, Keramik, Glas und Stahl von zwölf Bildhauer*innen aus der Pfalz, aus Baden und Frankreich lohnt sich ab dem 14. Mai 2023 ein Spaziergang durch die Open Air Galerie im Gemeindepark in Schweigen-Rechtenbach.
KASSANDRA BECKER
www.plastischesgestalten.de
„Krähe„, Epoxydharz, Strass, 2017
* 1966 in der Schweiz
lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Karlsruhe
Bildhauerworkshops im eigenen Atelier
Als Bildhauerin folgt Kassandra Becker ihrer Faszination an Körperformen, Gesten und Posen, die sie im Alltag entdeckt und aufgreift. Die plastische Umsetzung einer bestimmten Körpervorstellung, das Modellieren einer physischen Befindlichkeit bildet nicht einzelne Menschen ab, sondern erzeugt vielmehr Modelle, die als zeichenhafte Figuren ihre Positionen im Raum einnehmen. So beherrscht sie die Anatomie des menschlichen Körpers, ohne sich von körperlichen Vorgaben einschränken zu lassen.
Sie arbeitet nicht nach Modellen, sondern legt ihren Figuren vielmehr Menschentypen in einem umfassenderen Sinn zugrunde.
„Beim Betrachten der Krähe fesselt der weiße Körper, der Kontrast zum Tier führt zur Irritation. Halb Tier halb Frau birgt der Körper etwas mystisches. Das Symbol der weißen Taube liegt nahe, ist aber nicht mit dem Ruf der Krähe in Einklang zu bringen. Sie ist einer der wenigen Vögel, welche unangenehme, oft sogar beängstigende Assoziationen hervorruft. Hier sitzt sie in luftiger Höhe und beobachtet mit glitzernden Augen ihr Revier“.
PETR BERÁNEK
www.beranek-art.com
„Born to be…„, Float, Pigmente, Fusing, Sandstrahlung 2013
*1967 Prag
seit 2001 freier Kunstschaffender
lebt und arbeitet in Bern (CH) und Masevaux (F)
Glasobjekte
Petr Beránek kam erstmals 2002 in Kontakt mit der Herstellung von Glasobjekten. „Ich arbeite mit belgischem Float (Fensterglas), weil die so genannte Zinnbadseite dieses Glastyps besonders ausgeprägt ist. Auf der Zinnbadseite wirken gewisse Farben nach dem Auftragen intensiver. In einem ersten Schritt mische ich Pigmente mit Wasser und trage diese mit Pinsel oder Pipetten auf. Nach dem Brennvorgang zerschneide ich das bemalte Float und arrangiere es zwischen zwei dickeren Gläsern (Sandwich-Technik). Dieses „Sandwich“ wird anschließend zum Endobjekt gebrannt.“
JÜRGEN GRÜNBAUER
www.juergen-gruenbauer.de
*1941 in Plauen
lebt und arbeitet seit 1985 in Karlsruhe
3-teilige Plakatwand „Mystifikation, Ölmalerei auf Holz, 2023
In meinen Arbeiten versuche ich die Dinge zu definieren, die mich beschäftigen. Vieles kommt aus dem Unterbewussten und Mystischen, nicht Erklärlichen. Die Momente des Zufalls spielen oft eine beeinflussende Rolle. Meine Ideen schöpfe ich aus der Musik, aus der Natur und der Menschenbeobachtung.
Jede Arbeit beginnt mit einer Zeichnung. Sie ist bedeutungsvoll, Hilfe und Stütze zugleich für meine Themen, die sich durch ständige Veränderungen zu abstrakten und/oder gegenständlichen Geschichten entwickeln.
Die große 3-teilige Plakatwand ist ein Herzensprojekt von mir und könnte den Titel tragen „Wenn die Kunst ins Leben geht“. Hier wollte ich die Malfläche zum Leben erwecken, Illusionen schaffen, Staunen hervorrufen, Sehnsüchte wecken und Träume wahr werden lassen“.
TANJA LEBSKI
www.tanjalebski.de
*1967
lebt und arbeitet in Altleiningen
Ganzjährig Mosaik-Kurse im Atelier
„Die Stele, welche die Schöpfung anhand von Piktogrammen ideell darstellt, soll an das Leben erinnern und daran, dass wir Teil dieser Schöpfung sind, dass wir alle miteinander verwoben sind und nur zusammen uns weiter entwickeln werden.
In meinen freien Arbeiten geht es mir darum, eine neue Sichtweise zu schaffen. Oft humorvoll, spielerisch, oder in inhaltlicher Auseinandersetzung mit Material und Farbe, gestalte ich Mosaike, Objekte, Zeichnungen und Gemälde. Ich lege mich bewusst nicht auf nur eine Technik fest und arbeite meist längere Zeit an bestimmten Themenzyklen“.
LILAU (MARKUS BÄCKER)
www.art-lilau.de
*1975, lebt und arbeitet in Gries (Pfalz)
Skulpturengarten am Ohmsee
Die Arbeiten des Grieser Bildhauers werden in zahlreichen Einzelausstellungen und Messen im In- und Ausland gezeigt. Energie, Freiheit, Glück und der Fluss des Lebens sind Themen, die ihn stark beeinflussen und sich in seiner Kunst widerspiegeln. Lilau arbeitet auf traditionelle Weise und verwendet Holz, Sandstein, Kalkstein, europäischen Marmor und neuerdings auch Stahl für seine Werkgruppe „Blast“. Was alle Werke eint ist die Leichtigkeit, die sie ausstrahlen.
„Lilaus Skulpturen widmen sich Körpern, und zwar sehr abstrakten. Sie bringen nicht die menschliche Figur in Erinnerung, sondern organisch gewachsene Formen.
Oft sind seine Skulpturen von gewaltigem Ausmaß, ragen dem Himmel in schlankem Wuchs entgegen, manchmal stellen sie sich aber auch als kompakte Gebilde mit Bodenhaftung dar. Meist befinden sie sich im Außenraum und treten dort in Verbindung mit der sie umgebenden Natur. Lichteinfall und Schattenspiel verändern nicht nur permanent ihre Oberflächen, sondern regen auch dazu an, den Standort zu wechseln, sie zu umrunden.“ (Zitat: Stefanie Böttcher, Direktorin der Kunsthalle Mainz)
PAVEL MIGUEL
www.pavelmiguel.de
*1962 in Cienfuegos, Kuba,
lebt und arbeitet seit 1996 in Pfinztal-Berghausen
Pavel Miguel ist Bildhauer und Installationskünstler, der dafür bekannt ist, in seinen Werken tiefgreifende Überlegungen zu essentiellen, ideologischen und politischen Fragen zu stellen. Er ist ein Mann unserer Zeit und ein aufmerksamer Beobachter des Weltgeschehens, der sich von seinen Erfahrungen und seinem Umfeld inspirieren lässt. Seine Skulpturen und Installationen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Sensibilität und eine außergewöhnliche Fähigkeit aus, das Wesen des Materials zu erkennen und seine Strahlkraft zur Geltung zu bringen.
Seine Skulptur fängt die körperliche Anstrengung und den Kampf des Schwimmens ein und vermittelt gleichzeitig die Idee, dass das Leben, genau wie das Schwimmen, ein Kampf sein kann. Es braucht einen starken Willen und Entschlossenheit, die Herausforderung anzunehmen.
Pavel Miguel: „Es hat mir nie gefallen, zu viel über meine Kunst zu reden. Ich verlasse mich darauf, dass sich meine Werke von selbst erklären. Ich versuche immer, einfach und verständlich zu bleiben“.
WOLF MÜNNINGHOFF
www.wolf-muenninghoff.com
*1967
lebt seit 1994 in Zellertal (Pfalz)
Skulpturengarten und Werkstatt-Seminare im historischen Anwesen
„Die Sandsteinmasken des Skulpturentheaters sind inspiriert vom klassischen Theater – und sie dürfen benutzt werden: Sie können gedreht werden und man kann hindurchschauen. So kann man spielerisch miteinander in Beziehung treten. Sie laden dazu ein, andere Rollen auszuprobieren, sich in andere (Rollen, Personen, Zeiten) hinein zu versetzen und sich als Mensch zu öffnen.
Die Masken sind aus Sandsteinfindlingen gearbeitet und ausgehöhlt. Ich arbeite ergebnisoffen und lasse mich von der Form des Findlings leiten. Eine Rollenzuweisung entwickelt sich, wenn überhaupt, erst während der Arbeit am Stein.
Mein Selbstverständnis als Bildhauer bezieht sich auf die Skulptur im ursprünglichen Sinn des „Weghauens“.
Das skulpturale Arbeiten folgt ganz eigenen Prinzipien, und doch finden diese ihre allgemeine Entsprechung im Leben: Es handelt sich ja bei beiden um eine Suche, eine Abfolge von Entscheidungen. Diesen spannungsvollen Prozess tragen die Skulpturen auf geheimnisvolle und faszinierende Weise in sich“.
MARTIN PÖLL
www.martinpoell.com
*1990 in Südtirol
lebt und arbeitet in Karlsruhe
Martin Pölls Arbeiten gehen von pflanzlichen Formen und Materialien aus, sowie von der Beziehung des eigenen Körpers zur Natur und der Tätigkeit in dieser Umgebung als auch im Bildhaueratelier. Naturmaterialien, wie Baumharz, Blätter, Rinde, Ton oder Holz sind Ausgangsmaterial vieler seiner Arbeiten.
Für den Skulpturengarten entstand der „Rabe mit Ei“. „Ein Spiel zwischen Balance und Komposition. Der Rabe zeigt seinen Kopf in drei unterschiedlichen Positionen, er ist in Bewegung.
Raben galten lange als hinterhältig, diebisch, klauen anderer Vögel Eier, um sie zu verspeisen. Doch eigentlich sind sie zu abstraktem Denken fähig, betrachten die Dinge aus einem Blick von oben auf die Welt.
Mittlerweile gibt es tatsächlich eine kleine Rabenfamilie von den „Rabentanz“ I-III, den „3 Kopf Rabe“ und einen Einzelgänger, den „Rabe“. Sie sind alle aus Eichenholz, die Gerbsäure verleiht ihnen zusammen mit Rostwasser die natürliche schwarze Farbe. Sie entstehen immer aus einem Stamm. Inspiration waren die vielen Raben vor dem Atelier am Rheinhafen, die mich auf ihre interessanten Verhaltensweisen brachten und mich immer wieder neu faszinieren“.
MARC REIBEL
www.maximusplus.de
*1963 im Elsass, lebt und arbeitet in Herxheim
„Die Aufgabe des Künstlers ist es zu zeigen, wie die Dinge sein könnten, und nicht nur, wie sie sind.
Diesem Leitfaden in seinem Kunstschaffen folgend, will Marc Reibel in seinen Skulpturen und Malereien nicht abbilden, sondern immer wieder etwas Neues, in der Natur so nicht Vorhandenes darstellen.
Angespornt von der Überzeugung, dass „ein Künstler auch ein Erfinder sein muss“, gehört das neugierige, nicht ruhen wollende Experimentieren mit Materialien und Formen zum täglichen künstlerischen Tun. Die Vielfalt der dabei neu entdeckten Möglichkeiten artikuliert sich in der großen Bandbreite seines Oeuvres.
Das Ergebnis sind höchst originelle Skulpturen aus Mooreiche, Oliven- oder Tannenholz, auch aus Metallteilen vom Schrottplatz, vermeintlicher Abfall, den der Künstler ganz und gar nicht als solchen ansieht und damit überraschend humorvolle Werke kreiert“. (Dr. Cornelia Vogt-Beck)
MEGGI ROCHELL
www.meggi-rochell.com
*1967 in Brakel/Westfalen
Seit 08/2020 Freischaffende Künstlerin in Karlsruhe
„Die gedankliche Auseinandersetzung mit einem Thema ist meistens der Ausgangspunkt einer neuen künstlerischen Idee. Daraus können sich präzise Vorstellungen entwickeln, aber auch Ansätze für künstlerische Experimente und Impulse zur weiteren Vertiefung. Wenn ich auf etwas treffe, was mich stark berührt und das ich nicht in Worte fassen kann, weiß ich, dass ich dem nachgehen will.
Es entstehen Zeichnungen, Notizen, innere Bilder, Stimmungen, ein Gefühl für einen Charakter, in einer bestimmten Haltung und Bewegung, mit einer spezifischen inneren Spannung. Körperausdruck und Bewegung spielen eine wichtige Rolle. Ich habe einige Jahre intensiv Bewegungstheater praktiziert und kann diese prägenden Erfahrungen in die Darstellung der weiblichen und männlichen Figuren sehr gut einbringen. Die von mir gewollte lebensnahe Darstellung ermöglicht dem Betrachter einen direkten Zugang. Jede Figur erzählt eine Geschichte, die für jeden Betrachter eine andere sein kann“.
KARL MANFRED RENNERTZ
www.rennertz-km.de
*1952
lebt und arbeitet in Baden-Baden und Zürich
„Das künstlerische Werk des gebürtigen Rheinländers Karl Manfred Rennertz zählt in mehrfacher Hinsicht zum Innovativsten, das man in der Region sehen kann. Ende der siebziger Jahre war er, obschon noch nicht 30 Jahre alt, einer der „Urväter der Kettensäge“, die es wagten, Skulpturen mit grobem und Kunst fernen Gerät herzustellen. Ebenso selbstverständlich integrierte er die Malerei in die Holzskulptur, fasste sie als eigenständiges, nicht nur das plastische Volumen illustrierende Medium auf. Auch die Generation der „Maler-Plastiker“ wuchs erst in den 80er Jahren heran. Ein glücklicher Umstand führte ihn auf den Spuren seines Lehrers Alfonso Hüppi nach Baden-Baden. Dort lebt Rennertz heute, ist als Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde junger Kunst auch eine bedeutende V ermittlerfigur der aktuellen Kunst“. (Text Rainer Braxmaier)
UTA SCHADE
www.uta-schade.de
*1966, lebt und arbeitet in Niederkirchen-Morbach
Seit 1994 freischaffend, Bildhauerkurse im eigenen Atelier
„Bildhauerin mit Leib und Seele!
Schöpferisches Schaffen und Entstehen durch die eigenen Hände füllt mich voll und ganz aus und macht mich glücklich.
Durch meine Skulpturen möchte ich auf unsere Lebensgrundlage, die Erde, aufmerksam machen und damit zeigen, dass wir Teil im Kreislauf des gesamten Universums sind.
Seit meiner Steinmetz-Steinbildhauerausbildung brenne ich für diese Tätigkeit und habe mich hauptsächlich auf Skulpturen in jeder Größe und Gestein spezialisiert. Ich habe das Geschenk eines sprudelnden Ideenreichtums mitbekommen und bin dankbar, daraus schöpfen zu können und mich dadurch stetig weiterzuentwickeln und jede Herausforderung zu meistern. Bildhauersymposien spornen mich an, in der intensiven Gemeinschaft innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne, an sich zu wachsen und Großes, meist für den öffentlichen Raum, zu erschaffen“.